Autorenlesung „Schlemihls Erzählungen – Ein fingiertes Tagebuch“
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Autorenlesung mit Uwe Friesel
Schlemihl lebt in Salzwedel, Altmark, in einem Haus, das er für ein Apartmenthaus hält. Seine Vergangenheiten sind vielgestaltig wie die Personen, in denen er sich wiederzuerkennen glaubt. Da ist der Übersetzer Hans Neuhaus alias Giacomo Casanova, mit dem er sich auf der Parkbank trifft, und der Schweizer Autor Urs Wiefele, wohnhaft im benachbarten Wendland, aber dort nirgends registriert. Dialoge? Selbstgespräche? Langsam wird deutlich, dass es sich bei allen um ein und dieselbe Person handelt.
Die Berliner Vergangenheit als Dramaturg respektive Fotograf an der Freien Volksbühne Berlin (West) führt in Schlemihls Kopf zu lebhaften Eifersüchteleien um die Person der schönen Kostümbildnerin Jana aus Polen, die aber in Wahrheit Joana Brancusi heißt, eine Großnichte des berühmten Bildhauers. Auch bringt die geniale junge Truppe des Halleschen Ufers/Berlin West mit Peter Stein, Jutta Lampe, Bruno Ganz, Edith Clever das Weltbild Schlemihls ins Wanken. Bis dahin war er von der einsamen Spitze des Schiffbauer Damm unter Helene Weigel überzeugt. Er begeht mit Jana Republikflucht, erst nach Hamburg, dann nach Italien.
Dort bahnt sich eine verwickelte Liebesgeschichte an, in der auch berühmte Regisseure wie Strehler und Fellini eine Rolle spielen. Doch beginnt hier auch die Tragödie des Jungfilmers Ben Friedberg, der mit einer Ladenkette in der Ex-DDR Schiffbruch erleidet und nach Israel flieht, um seinen finanziellen Schwierigkeiten zu entkommen.
In Salzwedels Gegenwart lassen Hakenkreuz-Schmierereien sowie ein dubioser Security- Service beim heimischen Nysmarkt die Frage auftauchen, ob die einst reiche Hansestadt heute wirklich nur Baumkuchenstadt ist, als die sie sich ausgibt. Kurz: das Lebensmosaik des Schlemihl / Neuhaus / Wiefele ist so zwiespältig wie die Geschichte beider Deutschlands. Die Vergangenheit wirkt in die Gegenwart hinein, auch jetzt noch, nach Jahrzehnten deutscher (Wieder-)Vereinigung.
Eine Veranstaltung im Rahmen der 30. Literaturtage Sachsen-Anhalt 2021.
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