Lesung „Briefe, die ihn nicht erreichten“
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Selena Bakalios liest aus dem Briefroman von Elisabeth von Heyking „Briefe, die ihn nicht erreichten“, erschienen 1903.
Nicht zu weit von Zeitz entfernt, aber schon im Thüringischen, liegt – nahe bei Eisenberg – oberhalb von Crossen das Schloss. 995 übereignete Otto III. dem Bistum Zeitz eine erste Burg Crossen, erbaut zum Schutz der Handelsstraßen zwischen Gera und Zeitz.
1908 erbte Elisabeth von Heyking Schloss Crossen von ihrem Onkel, dem Grafen Edmund von Flemming und seiner kinderfreundlichen Frau Clementine. Das „Clementinenhaus“ in Crossen, heute noch eine Kinderkrippe, erinnert an Clementine von Flemming. Im Februar 2015 fand zudem eine Gedenkfeier zum 90. Todestag von Elisabeth von Heyking in Crossen statt, bei der man nicht nur an die Diplomatengattin und einstmals berühmte Schriftstellerin erinnerte, sondern auch ihrer fürsorglichen Haltung gegenüber der Gemeinde gedachte.
Elisabeth Freifrau von Heyking wurde 1861 als Tochter des preußischen Gesandten am badischen Hof, Albert Graf von Flemming, und seiner Frau Armgart geb. von Arnim in Karlsruhe geboren. Elisabeth war die Enkelin von Bettina und Achim von Arnim.
In 2. Ehe heiratete sie 1884 den preußischen Diplomaten Baron Edmund von Heyking aus baltischem Adel. Während der nächsten fast zwanzig Jahre führte das Ehepaar ein diplomatisches Wanderleben und lebte in Peking, Valparaiso, Kairo, New York, Kalkutta und Mexiko, anschließend von 1902 bis 1906 in Hamburg, wo ihr Mann Minister Preußens bei den Hansestädten war. Nach dem Ausscheiden ihres Ehemannes aus dem diplomatischen Dienst lebte die Familie ab 1908 in dem geerbten Schloss Crossen, das Elisabeths selbst gezeichnete und gemalte Bilder zu einer Wanderung durch vier Erdteile machten. Diese glückliche Periode währte nicht lange. 1915 verstarb ihr Mann, die beiden Söhne fielen 1917 in Frankreich. Elisabeth von Heyking starb 1925.
Bekannt und vermögend wurde Elisabeth von Heyking mit ihrem Briefroman Briefe, die ihn nicht erreichten. Zunächst anonym bei Paetel in Berlin veröffentlicht, da es sich für eine Dame ihres Standes nicht schickte zu publizieren, gab der Kaiser nach mehreren Auflagen das Einverständnis, die Briefe unter ihrem Namen erscheinen zu lassen. Das Buch wurde zum Bestseller und erreichte im ersten Jahr 1903 bereits über 40, in kurzer Zeit insgesamt 100 Auflagen Es wurde in mehrere Sprachen übersetzt.
In dem stark autobiographischen in Briefform verfassten Roman beschreibt die Autorin, eingebettet in eine Liebesgeschichte, China um 1900 kurz vor Ausbruch der Boxerrebellion. Das Ende der Kolonialpolitik wie den Aufstieg der USA als zukünftige Weltmacht erkennt sie hier bereits. In den Briefen an einen fernen Geliebten in China wird die unerfüllt gebliebene Liebe einer Deutschen lebendig, die – zusammen mit ihrem Bruder – nach einem längeren Aufenthalt in China meist in den USA lebt, aber auch in Kanada und Deutschland. Adressat ist ein Forscher, der in China alte Handschriften sammelt. Die Frau erfährt zuletzt, dass der Mann, dem sie ein Jahr lang nach Schanghai geschrieben hat, in den Wirren des Boxeraufstandes ums Leben gekommen ist. Ein Nachwort des Bruders berichtet vom Tod der Verfasserin, davon, dass der Adressat ihre Briefe nie erhalten hat.
Eine Veranstaltung im Rahmen der 30. Literaturtage Sachsen-Anhalt 2021.
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